Ketogene Ernährung kann bei Multipler Sklerose die Lebensqualität verbessern
„Fett ist Nervennahrung“ – ist eine bekannte Redensart. An der Aussage ist wirklich etwas dran. Spitzenforscher der Charité in Berlin vermuten jetzt: Nahrungsfett kann sogar Nerven heilen. Untersucht haben sie das an Patienten mit einer chronischen, bisher nicht heilbaren Nervenerkrankung: Multiple Sklerose.
Zu viel Zucker, also Kohlenhydrate, ist ungesund – auch für das Gehirn. Das vermuten Forscher seit längerem. Kohlenhydrate sollen auch im Spiel sein bei der Entstehung bzw. dem Verlauf von Nervenerkrankungen, erklärt der Neurologe Friedemann Paul von der Charité Berlin:
„Was wir heute wissen ist, dass bei vielen neurologischen Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer, oxidativer Stress eine Rolle spielt. Und die Vermutung ist im Moment, dass ein Zuviel an Kohlenhydraten diesen oxidativen Stress verstärken kann.“
Kohlenhydrate = Stress für die Nerven
Auch Nerven brauchen Brennstoffe
Oxidativer Stress – so die Vermutung der Forscher – entsteht im Gehirn immer dann, wenn der Körper zu viele und zu häufig Kohlenhydrate bekommt. Die Kraftwerke der Nervenzelle, die Mitochondrien, arbeiten dann ständig auf Hochtouren. Sie arbeiten sich sozusagen in den Burn-out. Das schadet der Nervenzelle. – Es geht also darum, oxidativen Stress im Gehirn zu verhindern.
Und die Berliner Forscher glauben, einen Weg dahin gefunden zu haben: mit einer bestimmten Form der Ernährung. Sie setzt nur auf Fette und Eiweiß, auf Gemüse und Nüsse – und verzichtet völlig auf Kohlenhydrate. Das Ganze heißt: „ketogene Ernährung“
„Wir vermuten, dass diese Ernährungsumstellung zu einer schonenderen Verwertung im Gehirn führt. Und dass diese bessere Verwertung der Energie fürs Gehirn vor schädlichen Einflüssen schützt. Man könnte sagen: Die Energieeffizienz steigt. Mit der ketogenen Diät kann der Körper die bereitgestellte Energie besser und effizienter verwerten.“
Wie reagiert der Körper auf eine ketogene Ernährung bei MS?
Die Umstellung ist für die meisten Teilnehmer erst mal gewöhnungsbedürftig. Anfangs werden die Teilnehmer der Studie oft müde. Aber das pegelt sich ein. Und man merkt schon: Es ändert sich was im Körper.
Mit Fetten gegen Blutfett
Nach einigen Wochen fühlen sich die Studienteilnehmer meist energiegeladen und weniger müde. Gerade die bleischwere Müdigkeit, auch Fatigue genannt, ist sonst ein typisches Symptom der Multiplen Sklerose. Die Auswertung der Studie zeigt: Auch andere Patienten haben von der ketogenen Diät profitiert.
„Wir haben herausgefunden, dass die Lebensqualität deutlich steigt, dass es bei vielen zu einer positiven Gewichtsabnahme kam. Viele haben berichtet, dass ihre geistige Wachsamkeit deutlich zugenommen hat. Der beeindruckendste Fund ist – gegen unsere Erwartung – die Verbesserung der Blutfette und der Cholesterinwerte. Was zeigt, dass diese Therapie einen starken biologischen Nutzen hat.“
Wie sieht eine ketogene Ernährung bei Multipler Sklerose aus
Die ketogene Ernährung ist eine fettreiche und kohlenhydratarme Ernährungsform.
Wir reden hier von einem Fettanteil in der Nahrung von etwa 70 Prozent bei einer strengen ketogenen Ernährung. Der Zuckeranteil sollte pro Tag nicht mehr als 10 Gramm betragen.
In der ketogenen Ernährung sollte Zucker, egal ob flüssig oder fest, Weißmehlprodukte, Kartoffeln, Reis, Nudeln vermieden werden. Diese einfachen Kohlenhydrate lösen starke Schwankungen im Blutzuckerspiegel aus. Der Blutzuckerspiegel eines MS-Patienten sollte allerdings auf möglichst niedrigen Niveau gehalten werden. Stattdessen sollte der MS-Patient seine Energie aus dem besseren Treibstoff Fett zu beziehen.
Sind genügend Kohlenhydrate durch die Nahrung im Körper, wird der Körper seinen Energiebedarf hierüber abdecken. Hierbei entstehen freie Radikale, welche die Nervenzellen schädigen.
Stellt ein Patient mit Multiple Sklerose auf die ketogene Ernährung um, verwerten auch die Nervenzellen die bei der Ketogenese entstandenen Ketonkörper zur Energiegewinnung. Da der Körper nun nicht mehr an die Kohlenhydrate geht zur Energiegewinnung, da diese ja nicht mehr da sind, werden auch weniger freie Radikale verstoffwechselt.
Hintergründe der ketogenen Ernährung
Die traditionell lebenden Inuit verstoßen konsequent gegen alle gültigen Ernährungsprinzipien –und zählen dennoch zu den gesündesten Völkern der Welt. Sie wohnen im hohen Norden, wo man bekanntlich nichts anpflanzen kann. Sie ernähren sich von Fisch und dem Fleisch von fetten Robben und Walrössern. Kohlenhydrate fehlen komplett auf dem Speiseplan.
Trotzdem kennen die Inuits – solange sie fern der Zivilisation und des Supermarktes wohnen – weder Multiple Sklerose, Karies, Bluthochdruck, noch Diabetes. Sie ernähren sich hauptsächlich von tierischen Proteinen und Fetten.
Ähnlich haben auch unsere Vorfahren gelebt, bevor wir vor ca. 10 000 Jahren mit Ackerbau begonnen haben. Unsere Ahnen lebten von der Jagd, sammelten Beeren und Nüsse. Wäre das falsch gewesen, wäre die Menschheit schon längst ausgestorben.
Heute noch weit verbreitete Ernährungsirrtümer
Laut der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollten wir uns möglichst fettarm und dafür kohlenhydratreich ernähren. So wie das auch die Amerikaner fast ein halbes Jahrhundert lang gemacht haben. Das Ergebnis war eine allgemeine, unübersehbare Körperfettzunahme bei der Bevölkerung. Die Menschen wurden immer dicker und kränker anstatt dünner und gesünder. Sogar die Cholesterinwerte wurden schlechter, obwohl kaum Fette mit der Nahrung aufgenommen wurden. Neuronale Krankheiten, wie MS – Multiple Sklerose, Alzheimer, Parkinson nehmen in erschreckenden Maße zu.
Langjährige Studien konnten bisher keine Risiken bei der dauerhaften Ernährungsumstellung auf mehr Fette und weniger Kohlenhydrate nachweisen. Ganz im Gegenteil: Das Gewicht schmilzt, bei Typ-2-Diabetikern sinkt der Blutzucker, bei Hypertonikern sinkt der Blutdruck, MS Kranke verlassen wieder ihren Rollstuhl. Da wundert es sowohl den aufgeklärten Arzt als auch den interessierten Laien, warum die Fachgesellschaften wie die DGE, die deutsche Diabetes- oder die Deutschen Adipositas-Gesellschaft weiterhin auf den hohen Kohlenhydrat-Anteil in der Nahrung bauen.
Aber wenn man von der Industrie gesponsert wird und man von Kranken gut leben kann, ignoriert man lieber die vielen Studien die beweisen, dass die Ernährungsempfehlungen der letzten Jahrzehnte uns nur geschadet haben.
Quellen:
http://www.dmsg.de/multiple-sklerose-news/index.php?w3pid=news&kategorie=forschung&anr=5821
Terry Wahls: Multiple Sklerose erfolgreich behandeln.
http://www.swr.de/swr2/wissen/fett-als-nervennahrung/-/id=661224/did=12243426/nid=661224/tca99f/index.html
http://dr.spitzbart.com/die_ketogene_diaet
Erfolg bei der Behandlung von Multipler Sklerose
Die amerikanische Ärztin Terry Wahls behandelte ihre MS – Multiple Sklerose mit einer ketogenen Ernährung und konnte den Rollstuhl wieder verlassen.
Propionsäure kann den Verlauf der Multiplen Sklerose beeinflussen
Heute gehen Forscher im Hinblick auf die Multiple Sklerose und andere Autoimmunerkrankungen davon aus, dass sie auf ein Ungleichgewicht zwischen den (geschwächten) regulatorischen und den autoimmun-entzündlichen Immunmechanismen zurückzuführen sind.
Die überwiegende Mehrheit zugelassener Therapien für diese Indikationen zielt auf eine Schwächung beziehungsweise Blockierung der pro-entzündlichen Komponente des Immunsystems ab.
Eine Stärkung der regulatorischen Komponenten, zum Beispiel mittels Propionat als Zusatz zu den etablierten Medikamenten, könnte eine bessere Therapie bedeuten.
mehr zu Propionsäure lesen Sie hier: Propionsäure